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Lüge oder Wahrheit? Wenn eine Person öffentlich als Lügner bezeichnet wird, dann ist das ein ernst zunehmender Vorwurf. So geschehen auf der öffentlichen Ortsbeiratssitzung in Gehlsdorf am vergangenen Monat. Herr Besteher von der Vattenfall Europe New Energy GmbH, zuständig für die Müllverbrennungsanlage (MVA) Rostock, bezeichnete ein Vorstandsmitglied unseres Vereins „Rostocker Initiative für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft und gegen Müllverbrennung e.V.“ als Lügner, der angeblich wider besseres Wissen falsche Zahlen über die Rostocker MVA verbreite. Erst am Folgetag erklärte Herr Besteher, wie er seine Beschuldigung begründet: In einer Presseerklärung unseres Vereins vom 12. März 2008, im Rostocker Blitz vom 16. März als Leserbrief abgedruckt, findet sich der Satz: „Die Rostocker Anlage soll mit einem Wirkungsgrad von nur 25 % Elektroenergie erzeugen. Dagegen ist das Vorhaben für ein Steinkohlekraftwerk in Lubmin mit einem Wirkungsgrad von über 40 % eine wahre 'Klimawohltat'“. Für jeden unvoreingenommenen Leser dürfte deutlich sein, dass hier die Stromerzeugung – und nur die Stromerzeugung! - eines Steinkohlekraftwerkes (SKW) mit der Stromerzeugung der MVA verglichen wird. Denn in Lubmin kann keine Wärme ausgekoppelt werden, weil es dort keine Abnehmer gibt. Herr Besteher aber besteht darauf, dass für die MVA nur der maximal mögliche Gesamtwirkungsgrad (bei hundertprozentiger Wärmeabnahme durch Dritte) in Höhe von rund 40 % zu nennen sei. Es wäre also der ca. 40-Prozent-Gesamtwirkungsgrad der MVA mit dem ca. 40-Prozent-Wirkungsgrad eines SKW ohne Wärmeauskopplung zu vergleichen? Das liefe auf Leserverdummung hinaus und ist mit uns nicht zu machen. Erst nach der beanstandeten Pressemitteilung wurde uns der theoretische Wirkungsgrad des Rostocker Kraftwerkes bei voller Wärmeauskopplung bekannt. So könnte der „lügenhafte“ Satz nun auch lauten: „Die Rostocker MVA soll einen Gesamtwirkungsgrad von ca. 40 % erreichen. Dagegen ist eine Steinkohlekraftwerk mit einem potentiellen Gesamtwirkungsgrad vonca. 60 % eine wahre 'Klimawohltat'“. Dumm nur, dass das Rostocker SKW seine Wärme bisher nicht ausreichend los wird, Herr Besteher aber für die MVA von einer hundertprozentigen Wärmeabnahme ausgeht. Unabhängig davon bleibt unsere Grundaussage bestehen: Müllverbrennungsanlagen sind selbst im Vergleich zu klassischen Kohlekraftwerken Klimakiller. Andere Lösungen sind möglich (und auch Vattenfall bekannt)! Mehr dazu unter www.rostock-mv.de Die scharfe Reaktion auf unseren Vergleich einer MVA mit einem SKW macht uns deutlich, dass auch Herrn Besteher die Klimaschädlichkeit einer MVA bewusst ist. Nur soll sie wohl nicht öffentlich gemacht werden. Was hätte ihn gehindert, der Zeitung seinen 40 %-Wert zu übermitteln? Statt dessen wartet er auf eine Gelegenheit, einen MVA-Gegner persönlich und sehr unehrenhaft anzugreifen. Ist das Vattenfall-Stil? Eine Entschuldigung könnte den schlechten Eindruck mindern. Rostocker Inititiative für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft und gegen Müllverbrennung e.V. Der Vorstand, rostock-recycling@freenet.de 16. April 2008 |