Geruchsbelästigung und Schlimmeres

Am 27.2.2008 berichtete die SVZ über Geruchsbelästigungen in Sternberg und Umgebung, die von der Sternberger Rapsdieselfabrik stammen und sich nachteilig für das Tourismusgeschäft auswirken. Der nachstehende online-„Kommentar“ zur diesem Artikel wurde uns vom Autor zur Verfügung gestellt:

„Gerüche in einer Urlaubsregion sind zweifellos auch dann sehr ärgerlich, wenn sie nur zeitweise auftreten. Dennoch beneide ich als Rostocker die Sternberger. Weil der Anlagenbetreiber nicht darauf besteht, daß die Geruchsbildung verfahrensspezifisch und damit unvermeidbar sei, sondern nach Lösungen sucht. Weil der Sternberger Bürgermeister weder den Anlagenbetreiber noch die Betroffenen im Regen stehen läßt, sondern sich im Rahmen seiner Möglichkeiten aktiv mit einbringt. Eine derartiges Engagement wünschen wir uns in Rostock seit Jahrzehnten vergeblich.

Im Gegenteil: Rostock bekommt eine Müllverbrennungsanlage. Sie soll bereits in diesem Jahr in Betrieb gehen. Sie ist so groß, daß sie nur zu einem Drittel aus Rostocker Restabfall gespeist werden kann, zwei Drittel kommen aus der Ferne, davon mindestens ein Drittel aus Drittländern. Investor Vattenfall, die Stadtverwaltung und selbst das StAUN Rostock überbieten sich in Positivargumenten: Die Ablauft sei nicht gesundheitsschädlich, alle Grenzwerte lägen in Irrelevanzbereich, ja die Luft aus dem Schornstein sei sauberer als die Umgebungsluft!

Wahr ist hingegen, daß lediglich zwölf Stoffe/Stoffgruppen überwachungspflichtig sind, aber bei Verbrennungsprozessen von Plasteabfällen viele andere, ungesunde Verbindungen entstehen. Die Grenzwerte der 12 überwachten Stoffe/Stoffgruppen wurden vor 17 Jahren definiert und orientierten sich am technisch Machbaren, nicht an der potentiellen Gesundheitsgefährdung. Feinstaub war damals überhaupt kein Thema. Gemessen wird auch heute ausschließlich in der Gasphase. Aber gerade an den Feinststäuben sitzen die meisten bedenklichen Verbindungen. Die Feinststäube verwehen bis über 200 km (sie kommen bei „günstigem“ Wind also auch bis nach Sternberg und weiter). Feinststäube sind lungengängig, das heißt so klein, daß sie wie die Sauerstoffmoleküle durch die Lungenbläschen in das Blut und weiter bis zu allen Organen gelangen. Als feste Partikel werden sie jedoch nicht wieder ausgeatment, sondern bleiben mitsamt ihrer Giftfracht an bzw. in den Organen haften. Die gesundheitlichen Schäden zeigen sich nach Wochen, Monaten, Jahren in Form von Allergien, Krebs, Leukämie, Asthma oder anderen Krankheitsbildern. Der Mediziner kann im jeweiligen Einzelfall die Ursache kaum nachweisen.

Selbst wenn das alles nicht wahr wäre (siehe hierzu auch www.rural-mv.de/mva-hro), sind Müllverbrennungsanlagen keine Urlauberattraktion (zumal es Alternativen zur Verbrennung gibt!). Es gehört schon viel kommunalpolitische Torheit dazu, inmitten der Urlaubsregion Rostock und Umgebung (einschl. Mecklenburgischer Ostseeküste, Graal-Müritz bis Darß) so ein Ding zu erlauben, das noch dazu viel Importmüll verbrennen wird. Warum wohl verbrennt der schwedische Staatskonzern Vattenfall den Importmüll nicht in Schweden?

Wir wünschen den Sternbergern viel Erfolg bei der Suche nach einer effizienten Lösung zur Geruchsbeseitigung!“

Quelle/ Autor: SVZ online/ Dr. Günter Hering, Warnowregion e.V. und Rostocker Initiative für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft und gegen Müllverbrennung e.V.