Es stinkt gegen den Wind

Es stinkt gegen den Wind, und sogar auch gegen den heftigsten Westwind, und der Gestank kommt im übertragenen Sinn direkt aus Rostock und wird auch in Südengland wahrgenommen.

Diese Gedanken kamen mir wieder, als ich den Artikel von Herrn Thomas Niebuhr in Ihrer Ausgabe vom 1. Februar zum Abfallofen gelesen hatte und als trauriges Fazit festzustellen war; dass neben einigen Rostocker Stadtvätern der Verein Rostocker Ingenieure nichts unternimmt, um den negativen Bekanntheitsgrad von Rostock zu verringern. Ich möchte Sie bitten, eine kleine, aber äußerst markante Begebenheit zu veröffentlichen

2007 hatte ich mit einem britischen Marineoffizier in Portsmouth/UK zu tun. Ich erfuhr recht schnell, dass er ein begeisterter Segler war und in seiner Freizeit als technischer Vorstand das alljährliche Riesenspektakel „Festival of the Sea´s“ mit zu organisieren hilft und den Navy-Hafen von Portsmouth/UK für hunderte Segler an der herrlichen englischen Südküste offen hält und fast alle der nicht gerade armen Skipper kennt.

Natürlich habe ich ihn sofort auf die HANSESAIL und auf die sehr interessanten Einzelheiten der mecklenburgischen Ostseeküste aufmerksam gemacht und ihn gebeten, ein wenig Werbung für die neuen Rostocker Marina´s zu machen. Das fasste er ganz pragmatisch an und machte mich im königlichen Yachtklub mit dem Routenplaner/Routenberater bekannt, der offenbar jede Ecke der Ostsee kannte. Schon nach ganz kurzer Zeit fragte er mich, ob die schöne neue Marina an der Ostmole von Warnemünde tatsächlich nur einen Steinwurf von der Müllverbrennungsanlage der „damned Vattenfallpeople´s“ entfernt sei. Ich war perplex und sagte ihm, dass die Rostocker Bürger überhaupt nichts von einer Müllverbrennungsanlage wüssten und das Vattenfall ohnehin wegen der KKW-Störfälle in Deutschland in der Kritik stünden und dass Vattenfall sich so eine schlechte Publicity niemals leisten würde. Der kauzige, aber sehr einflussreiche Segelexperte bemerkte daraufhin mit beißender Ironie, dass Vattenfall noch nie etwas Anderes als schlechte Publicity gehabt hat und bat mich, ihn auf dem Laufenden zu halten, was ich ihm auch fairerweise schuldig bin. Ich konnte ja nicht ahnen, dass hier in Rostock klammheimlich und gegen den Willen tausender Bürger anders entschieden worden war.

Die skandalgewohnten Briten wird das nicht umwerfen, aber viele sehr betuchte Segler werden Ihren Kurs spätestens ab Lübeck auf die fantastische polnische Küste absetzen und am „Tourismusland M/V mit Dreckschleuder“ vorbei segeln.

Das hätten wir dann der „ganz nahen Zusammenarbeit zwischen Antragsteller und Genehmigungsgeber“, von der der Projektleiter von Vattenfall Europe New Energie so schwärmte, zu verdanken. Wie nah ist man sich denn gekommen? ? Das möchte ich als unbedarfter Steuerzahler in Rostock doch mal fragen. Auf Amigo-Nähe, oder vielleicht sogar auf so eine Nähe , wie sie der Bauinvestor Marko K. zu mehr als einem Rostocker Amt hatte? Was läuft denn so alles in Rostocker Amtsstuben, von dem man im europäischen Ausland viel eher Wind, genauer gesagt den Gestank im übertragenen Sinne mitbekommt?

Quelle: OZ-Leserbrief von Jörg Pechmann, Rostock, Mitglied der Rostocker Initiative für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft und gegen Müllverbrennung e.V.