Nordkurier-Artikel vom 06.07.2011

Vorwurf der Untätigkeit bei Aschewolke

Von Eckhard Kruse

Die Aschewolke, die vor gut zwei Wochen aus dem Nehlsen-Kraftwerks-Schornstein in Stavenhagen entwich, verdüsterte auch die Atmosphäre der Stadtvertretersitzung. Gleich zwei Anwohner stellten Fragen dazu. Steffen Müller wollte wissen, ob die gesundheitsschädigenden Stoffe auch für andere Anwohner der Stadt bedrohlich wären. Er sorgte sich um angrenzende Produktionsbetriebe, Schwimmbad und Kitas und fragte nach Messpunkten. "Dürfen solche gefährlichen Stoffe rausgeblasen werden?" Und Müller interessierte, was im Normalbetrieb aus dem Schlot kommt. Kritik an Behörden und Stadt kam von Ex-Stadtvertreter Karl-Uwe Kayatz, der Acker am Kraftwerk hat. "Seit dem Störfall passiert gar nichts mehr", wetterte er. Es gebe keine Informationen, wie groß die Wolke mit seiner Meinung nach hochgiftigen Stoffen war, oder welchen Umfang die Verschmutzung hatte. Außer Ordnungsamtsleiterin Drews sei niemand von der Verwaltung zu sehen gewesen. "Was hat die Verwaltung getan, die Behörden, die untätig sind, auf Trab zu bringen?"

Niemand braucht Angst zu haben, dass solche Dinge im Normal-Betrieb auftreten, erläuterte Bürgermeister Bernd Mahnke (parteilos). Nach seiner Kenntnis seien keine Lebensmittelbetriebe betroffen. Staub wäre nur auf einem 300 Meter breiten Streifen südöstlich vom Heizwerk niedergegangen - auf zehn Grundstücken.

"Ich würde mich aber hüten, von hochgiftigen Stoffen zu reden", betonte er.

Generell messe das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StaLU) die Abgaswerte. "Es hat nachweislich keine Umweltbeanstandungen seit dem Bestehen von Nehlsen gegeben."

Zum Vorwurf der Behörden-Untätigkeit sagte er: "Das StaLU hat keine Gefahr im Verzug gesehen." Deswegen sei es erst am zweiten Tag zu dem Störfall gekommen. Das Amt habe die Behauptung zurückgewiesen, am Donnerstag kein Dienstauto gehabt zu haben. "Dass die Stadt untätig gewesen ist, muss ich ganz klar zurückweisen", so Mahnke. Gisela Drews war abends vor Ort. Mahnke habe am nächsten Morgen mit dem Geschäftsführer geredet und sich alle Behörden an den Tisch geholt. Ansonsten dürfe sich die Stadt nicht einmischen. Die Kontrolle unterliege den Stellen, die das Kraftwerk genehmigten.

Als Karl-Uwe Kayatz dann sagte: "Sie müssen sich entscheiden, ob Sie auf Seiten der Bürger oder auf Seiten des Unternehmens stehen", entgegnete Mahnke: "Nehlsen ist der Garant, dass Pfanni noch Jahre in Stavenhagen bleibt." Er werde Nehlsen nicht vorschnell kritisieren. Zu Kayatz meinte er: "Ich weiß nicht, was Sie damit bezwecken und den Bürgern Angst machen?"

Anderer Ansicht als Mahnke war Stadtvertreter Hans-Werner Schäfer (CDU). "Bei Unfällen haben wir die Pflicht zu kontrollieren." Man solle nicht alles glauben, was in Gutachten steht. Er forderte eine sachliche und kritische Begleitung.

Hans-Volker Fischer (CDU) warnte, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Nach den Bodenproben stehe laut Nehlsen jetzt fest, dass keine Grenzwerte von Schadstoffen überschritten sind (der Nordkurier berichtete).

"Dürfen solche gefährlichen Stoffe rausgeblasen werden?"

Dieser Text stand für kurze Zeit auf www.nordkurier.de, war aber schon am Folgetag nicht mehr verfügbar, auch nicht über die auf der Nordkurier-Webseite integrierten Suchfunktion. Google hingegen hat ihn aufgehoben: „Dies ist der Cache von Google von http://www.nordost-mediahouse.com/lokal.php?objekt=nk.lokales.malchin&id=840954&eml. Es handelt sich dabei um ein Abbild der Seite, wie diese am 6. Juli 2011 21:43:17 GMT angezeigt wurde. Die aktuelle Seite sieht mittlerweile eventuell anders aus.“ Wie wahr! Wer den vorstehenden Link benutzt, bekommt vom Nordkurier die Antwort: „Leider konnte dieser Beitrag nicht in der Datenbank gefunden werden.“ Da werden aber Spuren sehr sorgfältig vernichtet!

 

2011