Nordkurier vom 20.6.2011 in der Lokalausgabe "Zeitung für Teterow, Malchin, Stavenhagen und Umland", S. 9. Dieser Artikel wurde nicht im Internet (www.nordkurier.de) veröffentlicht. Wir geben ihn nachstehend ungekürzt wider:

ANGEMERKT

Zwei Skandale

VON ECKHARD KRUSE

Ob es sich um einen Umweltskandal handelt oder nicht, was da in Stavenhagen passiert ist, das steht noch nicht fest. Denn bisher konnte niemand den Anwohnern der Schultetusstraße genau sagen, ob und wenn wie stark ihre Grundstücke, ihre Böden, ihre Gartenfrüchte und sogar ihre eigene Gesundheit nach dem schwermetallhaltigen Ascheregen in der vergangenen Woche beeinträchtigt sind.

Zwei Skandale gibt es aber trotzdem. Zum einen sagte Nehlsen erst auf Drängen der Anwohner eine Bodenuntersuchung, einen Test auf Dioxine im Staub und eine amtsärztliche Untersuchung zu. So nährte sich bei den Anwohnern schon den Verdacht, dass man nicht aufklären und nicht kooperativ zusammenarbeiten will. Und auch die Drohungen an die Betroffenen kamen sicherlich nicht gut an. Man einigte sich aber dann.

Der andere, weitaus größere Skandal ist aber die Beobachtung des gesamten Falles von staatlicher Behördenseite. Obwohl schon am Donnerstagmorgen in Kenntnis gesetzt, schafften es die Mitarbeiter des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt in Neubrandenburg nicht, sich am selben Tag vor Ort ein Bild zu machen und notwendige Schritte einzuleiten. Wie Anwohner erzählten, sollen keine Dienstautos verfügbar gewesen sein. Erst am Freitag rollten die staatlichen Immissionsschützer an. Dafür waren sie wieder am Sonnabend nicht zu sehen, wo es für die Bürger so wichtig gewesen wäre, aus professionellem Mund eine Einschätzung der Lage zu hören. So bleibt eine gewaltige Unsicherheit bei den Betroffenen. Und man fragt sich, wozu es solche Ämter zum Schutz der Bürger und der Umwelt gibt, wenn sie in solchen Krisensituationen nicht hinter dem Schreibtisch hervorkommen. Wann sonst?