Betriebsstörung in der Müllverbrennungsanlage Korbach wegen erhöhter Quecksilberwerte |
In der Nacht zum Freitag, 19. März, kam es um Mitternacht zu einer Betriebsstörung in der MVV Korbach. Am Freitagmorgen um 9.30 Uhr informierte der Betriebsleiter der MVV Korbach, dass es eine Betriebsstörung mit erhöhten Quecksilberwerten gegeben habe. Nach seinen Angaben stellt sich der Ablauf der Störung so dar:
Am 19.03.2010 gegen 0.00 Uhr sei es zu einem Anstieg der Quecksilberemissionen gekommen. Das habe zu einer Überschreitung von zwei Halbstundenmittelwerten (HMW) in der Größenordnung 0,07 mg/m3 geführt (der HMW-Grenzwert liegt bei 0,03 mg/m3). Unmittelbar nach Erkennen der erhöhten Werte sei die Aufgabe von Ersatzbrennstoffen automatisch unterbrochen und die EBS-Feuerung vom Betreiber heruntergefahren worden. Der Abfahrvorgang sei gegen 3:30 Uhr abgeschlossen gewesen, seitdem werde der EBS-Kessel ausschließlich mit Erdgas gefahren.
Seit 1:00 Uhr würden die HMW-Grenzwerte wieder eingehalten.
Am Mittag informierte der Leiter der MVV den Regierungspräsidenten persönlich in einem Telefongespräch.
RFA-Gerät (Röntgen-Fluroresenz-Analyse) hätte Schadstoffwerte nachgewiesen |
Nachdem im August 2009 bereits über mehrere Stunden massiv Quecksilber in die Umwelt verbracht wurde, wiederholte sich jetzt wieder das Szenario. Diesmal hat man die Anlage, wie vom Betreiber MVV angekündigt und vom Regierungspräsidium Kassel gefordert, gleich nach Auftreten der Überschreitung der Grenzwerte, abgefahren und auf Gas umgestellt. Das heißt aber auch, dass der im Brennofen befindliche Müll erst einmal verbrennen muss und alle enthaltenen Schadstoffe, hier speziell auch das Quecksilber, ca, 4 Std. weiter verbrannt sind und der Umwelt zugeführt wurden. MVV hatte im Herbst 2009 angekündigt, auf Anregung der Bürgerinitiative für ein lebenswertes Korbach (BI), ein RFA-Gerät (Röntgen-Fluroresenz-Analyse) anzuschaffen. Mit diesem Gerät ist man in der Lage, erhöhte Schadstoffwerte im angelieferten EBS nachzuweisen. Die BI forderte damals das Gerät bei jeder angelieferten Charge anzuwenden, was der Betreiber nicht durchführen wollte und stattdessen sollte das Gerät nur stichprobenartig eingesetzt werden. Darüber hinaus kündigte MVV an, die Anzahl der Lieferanten zu verringern, um im wiederholten Fall von Lieferungen mit illegalem Schadstoffgehalt, den Lieferanten ausfindig zu machen. Die BI kritisiert, dass diesmal offensichtlich das RFA-Gerät nicht angewendet wurde. Abzuwarten bleibt, ob MVV und die Aufsichtsbehörde RP Kassel, jetzt den Lieferanten benennen können. Da sich jetzt ganz klar zeigt,
dass eine hundertprozentige Garantie, nur einwandfreien EBS zu
erhalten, nicht gewährleistet werden kann, fordert die BI nach
wie vor, einen so genannten Nasswäscher, zur optimalen
Abscheidung von z.B. Quecksilber aus dem Rauchgas, nachzurüsten.
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Autor: Harald Rücker, Bürgerinitiative für ein lebenswertes Korbach |
Im Laufe dieses Tages soll Ersatzbrennstoff aus dem Müllbunker ausgebaut werden, um die Herkunft einer mit Quecksilber kontaminierten EBS-Charge zurückverfolgen zu können. Zwei Mitarbeiter des Abfalldezernates im Regierungspräsidium begleiteten die Vorgänge in der Anlage.
europaticker:
Behörden machen Müllverbrennungsanlage (MVA) Korbach dicht
Im
Müllheizkraftwerk Korbach hat es am Mittwoch, 26. August 2009, eine
erneute Betriebsstörung gegeben. Nachdem das RP Kassel als
Aufsichtsbehörde darüber ...
Ursachen für die erhöhten
Quecksilber-Messwerte im IHKW Korbach vom 26. August 2009 angeblich
geklärt.
Nach Auskunft des Betreibers
führte ein erhöhter Quecksilbergehalt im Brennstoff zu
Quecksilber-Emissionen über den zulässigen Werten. Mit
verantwortlich für die Grenzwertüberschreitung war eine zunächst
nicht erkannte Fehleinstellung des Messgeräts für Quecksilber. Als
die Überschreitung der Quecksilber-Grenzwerte im Abgas festgestellt
wurde, wurde die Brennstoffaufgabe eingestellt und der Kessel
heruntergefahren.
Die freigesetzte Menge ist aufgrund der
Messbereichsüberschreitung im Zeitraum von 24 Stunden nicht mehr
nachvollziehbar. Aus der Untersuchung der Verbrennungsrückstände
sowie aus den aufgezeichneten Betriebsparametern kann die
Quecksilberkonzentrationen im Abgas jedoch abgeschätzt und bewertet
werden. Eine durch unabhängige Sachverständige durchgeführte
Ausbreitungsberechnung kommt zu dem Schluss, dass der Eintrag in die
Umwelt höchstens bei einem Zehntel der in solchen Fällen anzuwenden
maßgeblichen Grenzwerte gelegen hat. Derzeit werden durch ein vom
Regierungspräsidium Kassel beauftragtes Institut Bodenproben
analysiert, die eine abschließende Bewertung der Emissionen ergeben
soll.
MVV Energiedienstleistungen hat nach sorgfältiger Analyse
des Vorganges bereits eine Reihe von Maßnahmen in die Wege geleitet,
um den sicheren Betrieb des Kraftwerks in Zukunft zu gewährleisten.
• So wurde der Fehler an dem
Quecksilbermessgerät behoben und der Messbereich auf den
erforderlichen Bereich erweitert.
• Dadurch ist gewährleistet,
dass bei auffälligen Messwerten sofort die Aufgabe von Brennstoff in
den Kessel unterbunden wird.
• Gleichzeitig wird die bestehende
Abgasreinigung erweitert und mit einer zusätzlichen
Hochleistungsdosierung für Aktivkoks als Sicherheitsmaßnahme
aufgerüstet. Diese stellt auch bei verunreinigtem Brennstoff sicher,
dass die Grenzwerte eingehalten und unterschritten werden.
•
Ferner werden die Aufbau- und Ablauforganisation des Kraftwerks
optimiert und dokumentiert. Ziel ist eine Zertifizierung, etwa nach
DIN ISO 9000.
• Um künftig die Lieferung von minderwertigem
oder gar belastetem Brennstoff zu verhindern, wird MVV
Energiedienstleistungen die Lieferanten des Brennstoffs von
Fachkundigen überprüfen lassen und die Zahl der Anlagen, aus denen
der aufbereitete Brennstoff geliefert wird, verringern.
• Eine
bessere zeitliche Staffelung der Brennstoff-Anlieferung wird zudem
dafür sorgen, dass über die ohnehin vorgeschriebenen
Probenentnahmen hinaus weitere Stichproben genommen werden können
und die Nachvollziehbarkeit von Lieferungen verbessert wird.
•
Da nicht sicher ist, ob und in welchem Umfang Material mit erhöhtem
Quecksilbergehalt im Brennstoffbunker gelagert sind, wird der gesamte
Inhalt von rund 1000 Tonnen vorsorglich komplett ausgeräumt und in
die gesetzlich vorgeschriebenen Entsorgungswege verbracht. Der
Betreiber prüft derzeit, ob zur Beweissicherung der Bunkerinhalt
gegebenenfalls in einer dafür zugelassenen Sortieranlage auf
gefährliche Inhaltstoffe untersucht werden kann.
Die bisherigen Untersuchungen des Rauchgasweges haben keine Hinweise auf erhöhte Gehalte an Quecksilber in der Anlage ergeben. Vor einer Wiederinbetriebnahme wird nun zunächst die ohnehin geplante und anstehende Herbstrevision durchgeführt, die frühestens in der ersten Oktoberwoche abgeschlossen sein wird. Gleichzeitig stimmt der Betreiber des IHKW Korbach derzeit mit den zuständigen Behörden ein detailliertes Konzept für die Wiederinbetriebnahme des EBS-Kessels nach der Revision ab.
europaticker:
MVA Korbach: Komponente der Rauchgasreinigung erneut ...
17. Jan. 2010 Die Bürgerinitiative für ein lebenswertes Korbach
(BI) hat eine Webcam auf die Schornsteine der Korbacher
Müllverbrennungsanlage (MVA) ...
erschienen am: 2010-03-23 im europaticker