Gesundheitsgefährdungen (III) oder
Die Gesundheitsrendite
Herr Prof. Nelles ( Universität Rostock, Lehrstuhl für Abfall- und Stromwirtschaft) sagte in einem Interview zur Abfallverbrennungsanlage Rostock (OZ vom 11.2., Seite 13) : "Es wird nicht stinken... Die Bevölkerung muß sich keine Sorgen machen. Sämtliche Schadstoff-Immissionen ... liegen im sogenannten Irrelevanzbereich". Ähnlich äußert sich Vattenfall und auch Herr Senator Dr. Nitzsche. Dabei verschweigen sie leider, was auch der nachstehend ausschnittsweise zitierte Text deutlich macht: Die gültigen Grenzwerte und damit auch der sogenannte Irrelelanzbereich beziehen sich auf das technisch Machbare um1990, nicht aber auf die gesundheitlichen Folgen der grenzwertkonformen Abgase.
Um Herrn Senator Dr. Nitzsche zu beruhigen: Bei dem nachstehend benutzten Text handelt es sich nicht um „Panikmache“ und „Verleumdnung“. Im Gegenteil, er ist einem Vortrag auf der Berliner Abfallwirtschafts- und Energiekonferenz 2008 entnommen. Sollte ein Senator für Umwelt, Soziales, Jungend und Gesundheit die darin genannten Fakten und Quellen nicht wissen müssen?
Bereits 2002 hat die EU das 6. Umweltaktionsprogramm (6. UAP) beschlossen. Viel stärker als die Vorgängerprogramme orientieren sich die Maßnahmen direkt am Schutz der menschlichen Gesundheit. Das ist auch ökonomisch sinnvoll. Europaweit steht den geschätzten Aufwendungen von 7 Milliarden €/Jahr allein im Gesundheitsbereich ein Nutzen von 42 bis 135 Milliarden € gegenüber. Das ist eine Jahres-“Rendite“ von 500 bis 1829 Prozent!!!
Das soll unter anderem erreicht werden durch eine Minderung der Feinststäube um 47 % und durch Minderung von SO2 und von NOX um jeweils 58 %.
Die Abfallverbrennung wird ausdrücklich einbezogen. Für die MVA gilt: „Während es für Abgasbehandlungssystem mit SCR-Technik in der Regel relaitv problemlos möglich sein dürfte, den neuen Grenzwert einzhalten, gilt dies nicht für die SCNR-Technologie. Daher ist es insbesondere im Fall von anstehenden Neuinvestitionen anzuraten, auf SCR-Technik zu setzen“ (Lahl, 2008).
Anmerkung 1: Die im Bau befindliche MVA im Rostocker Überseehafen bekommt eine SCNR-Abgasreinigungsanlage [1], ist also in wenigen Jahren nicht mehr in der Lage, die neuen Grenzwerte einzuhalten.
Anmerkung 2: Apropos Grenzwerte, nach Herrn Besteher von Vattenfall und Herrn Senator Dr. Nitzsche ist die Luft aus dem Schornstein doch sauberer als die Umgebungsluft...?
Quelle: Uwe Lahl, Neue Anforderungen an die Abgasreinigung - die 37. BImSchV. Vortrag auf der Berliner Abfallwirtschafts- und Energiekonferenz, 8.2.2008. Den vollständigen Vortrag können Sie hier lesen.
[1] lt. den der „Rostocker Initiative ... gegen Müllverbrennung e.V.“ vorliegenden Antrasunterlagen.