Filterstäube und Aschen aus MVA's als Bergversatz

Widerstand in der Region Halle

In der Region Halle wehrt sich eine Bürgerinitiative gegen das Einbringen von Filterstäuben und Aschen aus Müllverbrennungsanlagen in Salzbergwerke (www.giftmuellregion-halle.de). Angeblich zur Vermeidung von Bergschlägen...! Zur Zeit werden die Grubenfelder Teutschenthal und Angersdorf verfüllt. Das Grubenfeld Angersdorf ist Versuchsobjekt. Hier werden Sole, Filterstäube und Aschen oberirdisch zu einem „Dickstoff“ angerührt und dieser in die Grube gepreßt. Er soll dort aushärten. Angenommen wird eine Langzeitsicherheit von 10.000 Jahren. Selbst wenn das zuträfe: Was ist danach?

Die „Bürgerinitiative gegen eine Giftmüllregion Halle (Saale) e.V.“ hat auf der Grundlage der vom „Verwerter“ vorgelegten Liste der Aschen- und Filterstaub-Inhalte folgende Informationen zusammengestellt (siehe auch die „Stoffliste Angersdorf“ unter http://www.giftmuell-angersdorf.de/joomla/attachments/article/72/Liste%20der%20Gifte.jpg):

Was enthält der Filterstaub?

Auswahl der Inhaltsstoffe des Giftmülls oder Filterstaubs, der am Rande von Halle für 10.000 Jahre sicher deponiert oder im Sprachgebrauch der GTS verwertet werden sollen

Die Anlieferung der Filterstäube erfolgt durch täglich 35 Gefahrguttransporter, die dafür sorgen, dass ca. 50 Tonnen Versatzstoff pro Stunde in Salzwasser führende Hohlräume versenkt werden können. Folgende Inhaltsstoffe kennzeichnen den Versatzstoff:

Dioxine

Σ17PCDD/F ; ΣPCDD/F (I-TE); 2,3,7,8-TCDD Maximale Stoffsummenmengen: 150 µg/kg, Durchschnitt: 40 – 80 µg/kg

Die GTS erwähnt nicht den Begriff Dioxin, sondern gibt detailliert die verschiedenen einzulagernden Dioxine an: PCDD/PCDF (= polychlorierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane 2,3,7,8-TCDD (= 2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-dioxin / bzw -1,4-dioxin, Seveso-Gift). 2,3,7,8-TCDD wird als 10000 Mal giftiger als Zyankali eingestuft.

Schlagzeilen machte das 2,3,7,8-TCDD vor allem durch den Einsatz von „Agent Orange“, einem Herbizid, welches zur Entlaubung während des US-Krieges in Vietnam von 1967 bis 1975 eingesetzt wurde. Neben dem Herbizid enthielten die durch orange Bänder (=Name) markierten Fässer eine Verunreinigung, dass Seveso-Dioxin. Dieses führt und führt heute noch zu schweren andauernden Schädigungen bei der Bevölkerung und US-Soldaten.

Das verheerende Seveso-Unglück, bei dem in der in Norditalien liegenden Stadt Seveso aufgrund einer Verkettung fataler Faktoren ein Kilogramm TCDD austrat, da es keine Auffangbehälter für die Bevorratungskessel gab, sowie fachunkundiges Personal nicht rechtzeitig eingreifen konnte. 1.800 Hektar Land wurden vergiftet einschließlich mehrerer Ortschaften in der Nähe des Werkes. Die Werksleitung gab erst eine Woche später bekannt, dass es sich um Gifte, sogenannte Dioxine handelt, die die zahlreichen Erkrankungen (Chlorakne) der Bevölkerung erklärten. Jahre später wurden die sogenannten Seveso-Richtlinien erarbeitet. 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin ist ein sehr beständiger, giftiger Schadstoff, der sich gut in organischen Lösungsmitteln löst. Eine kommerzielle Nutzung gibt es nicht, nicht einmal im Waffenarsenal der Armeen. In Versuchen mit Säugetieren gibt man die tödliche Dosis mit 0,005 g/kg, Missbildungen bereits mit 0,000.001 g/kg Körpergewicht an. Im Pilotprojekt am Rande der Stadt Halle werden durchschnittlich 50 bis 120 g pro Tag Dioxine verfüllt.

Neben einer typisch äußerlich erkennbaren Kontamination mit Dioxinen, der Chlorakne, treten vor allem Schädigungen der Leber sowie Krebserkrankungen auf. Dioxine sind persistent (langlebig) und werden hauptsächlich durch Feinstaub über die Luft verbreitet. In lebenden Organismen reichern sie sich in verschiedenen Geweben an, insbesondere aufgrund ihrer lipophilen Eigenschaften im Fettgewebe. Die Abgabe der Dioxine an die Atmosphäre geschieht durch Abgase von Verbrennungsanlagen sowie durch Verdampfungsvorgänge von an Böden und im Wasser gelösten Dioxinmolekülen. Die Atmosphäre verteilt die Dioxine großflächig entsprechend der Luftzirkulation über mehrere Kilometer. Im Bodenbereich befinden sie sich größtenteils unmittelbar an der Oberfläche und werden von Bakterien sowie Pflanzen aufgenommen. Pflanzenfressende Tiere nehmen mit der Nahrung die in den Blättern gespeicherten Dioxine mit dem Futter auf und speichern sie im Fettgewebe, wodurch es zu einer Anreicherung kommt. Hühner nehmen Dioxine durch das Aufpicken von Bodenpartikeln auf, wo es dann während der Eibildung im Eidotter eingelagert wird. Fische akkumulieren das Dioxin durch die Aufnahme von Schwebstoffen mit der Nahrung und speichern es im Fettgewebe. Diese Organismen sind Bestandteil unserer Nahrung, wodurch wir die in ihnen enthaltenen Gifte akkumulieren und somit als Nahrungskettenendglieder das meiste Dioxin enthalten und ansammeln. Die biologischen Halbwertszeiten der Dioxine liegen beim Menschen durchschnittlich bei 5 bis 10 Jahren.

Die giftige Wirkung der Dioxine beruht auf der Bindung an ein Zellprotein, den Ah-Rezeptor. Die höchste Affinität erzielt das bekannte Seveso-Dioxin, weshalb der Wirkungsmechanismus der anderen Dioxine vergleichbar, aber in der Intensität niedriger ist. Entwicklungsbiologische Störungen gehen auf die Bindung an einen Rezeptor für den epidermalen Wachstumsfaktor zurück, sowie die Beeinflussung der Schilddrüsenhormone. Bereits geringe, aber konstante Dioxinkonzentrationen rufen fetotoxische und teratogene Wirkungen hervor. Bei Labormäusen reichen bereits 0,001 mg/kg Körpergewicht pro Tag aus, um Kiefer-Gaumen-Spalten sowie Schäden an Nieren und Schilddrüse hervorzurufen. Bei Affen führen derartige Behandlungen zu gesteigerten Fehlgeburten. Das Seveso-Dioxin gilt als eine der stärksten Tumor induzierenden Substanzen. Nachweisbar entstehen durch diese Anwendung Karzinome in Leber, Lunge, Schilddrüse und Nebennieren. Menschen in exponierten Regionen zeigen ein gesteigertes Auftreten von Leukämie und Tumore der Atmungsorgane und der Gallenblase, sowie des Weichteilsarkoms.

Bei einer akuten Vergiftung mit Dioxinen gibt es keinerlei Möglichkeiten einer raschen Entgiftung. Da Dioxine lipophil sind und deshalb ins Fettgewebe sich einlagern, ist selbst eine Reduktion durch eine Blutwäsche nicht gegeben. Die momentanen Ansätze klingen immer noch mittelalterlich, da man die Gabe von Paraffin-Öl und Alkohol anrät, wobei die Logik darin besteht, dass diese Stoffe nicht durch den Darm aufgenommen werden, sich aber in ihnen Dioxine lösen und somit ausgeschieden werden.

PAK – Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe

Wie die Dioxine sind auch PAK bedeutsame Schadstoffe. Sie entstehen bei der unvollständigen Verbrennung von organischem Material. Mehrere hundert Verbindungen sind bekannt. Ihre Persistenz, Toxizität und ihre enorme, flächenartige Verbreitung macht sie zu einer entscheidenden Gruppe in der Umwelttoxikologie. Durch ihre Bindung an Staubpartikel gelangen sie beim Atmen in die Lungen. Die Verstoffwechslung erfolgt in der Leber wodurch Epoxide entstehen, die in weiteren metabolisierenden Schritten genaktivierende Bedeutung erlangen und damit Tumor induzierende Wirkung entfalten. Neben akuten Erscheinungen, insbesondere Hautpigmentierungen und wachstumshemmender Wirkung auf nahezu alle Organe sind vor allem chronische cancerogene Wirkungen zu nennen (Hodenkrebs, Lungenkrebs).

PCB – Polychlorierte Biphenyle

Zu den PCB gehören über 200 Verbindungen. Akute Wirkungen sind relativ unproblematisch, jedoch treten auch Störungen der Leberfunktion sowie des Immunsystems auf. Anders sieht es bei chronischen Erkrankungen aus. Für die chronische Toxizität der PCBs beschreibt man bereits bei kleinen Mengen eine cancerogene, Krebs erzeugende bzw. fördernde Wirkung. Bei Ratten und Mäusen wirken PCB insbesondere im Bereich der Leber Krebs erregend. PCB zählen zu den zwölf als „dreckiges Dutzend“ bekannten organischen Giftstoffen. Sie rufen ebenfalls Chlorakne, Haarausfall, Schädigungen der Leber und Pigmentveränderungen der Haut hervor. Sie akkumulieren durch Nahrungsketten und schädigen ebenfalls das Immunsystem und sie besitzen eine teratologische Wirkung, d.h. sie können Missbildungen hervorrufen. Des Weiteren beeinflussen sie die Entwicklung und verzögern das Wachstum sowie die geistige Entwicklung von Kindern. Entsprechend den Untersuchungsprojekten der EU nehmen PCB Einfluss auf Funktionen des Hormonsystems und führen zu geschlechtsspezifischen Fehlentwicklungen, wie Feminisierungen (= Verweiblichung, schwache oder fehlerhafte Entwicklung der männlichen Keimdrüsen, Hodenhochstand, Unfruchtbarkeit). Die Aufnahme kann wie bei den Dioxinen neben der Aufnahme durch Einatmen und Nahrung auch aufgrund der Fettlöslichkeit direkt über die Haut geschehen. In den Tabellen der GTS sind PCB enthaltene Filterstäube aus HKW Königs Wusterhausen und dem MHKW Wuppertal (3) mit jeweils konstanten 100μg/kg angegeben. Der toxikologisch begründete Gefahrenwert liegt bei Aufenthalten von mehr als 7 Stunden bei 0,07 μg/m³ PCB. PCB-Stäube, die mehr als 50 mg/kg enthalten, dürfen nur in dafür extra zugelassenen Anlagen entsorgt werden (Verordnung über die Entsorgung polychlorierter Biphenyle, polychlorierter Terphenyle und halogenierter Monomethyldiphenylmethane).

Arsen

Die Toxizität des Arsens hängt stark von der Art der Verbindung ab. Als Arsenik (As2O3), welches farb-, geruch- und geschmacklos ist, eroberte es sich zu früheren Zeiten schnell den obersten Platz zur Ermordung unliebsamer Rivalen. Arsenik ist Krebs induzierend und umweltgefährlich. Die tödliche Dosis für den Menschen liegt bei 0,1 g. Ebenfalls sehr giftig und cancerogen ist das As2O5 (Arsen-V-Oxid). Arsin und Lewisit (Kampfstoff) sind weitere, sehr toxische Arsenverbindungen. Der Maximalwert erreicht in der Liste der Filterstäube als reines As bereits 14 g/kg, was einen Arsenik-Wert von 36,96g/kg entspricht. Die humanmedizinischen Wirkungen sind auffallend durch pathologische Induktionen am gastrointestinalen (Darm), kardiovasculären (Herz/Kreislauf) und neurologischen (Nervensystem) System. Bereits 0,3 g Arsenik sind tödlich, 0,01 bis 0,05g zeigen toxische Reaktionen. Der angegebene Maximalwert in den Filterstäuben MVA Bremerhaven würde somit bereits in 10 g Filterstaub die tödliche Menge für eine Person enthalten. Die chronischen Toxizitätserscheinungen äußern sich vor allem durch Schädigung der Atemwege und der Schleimhäute sowie der Leber. Die mutagene und teratogene Wirkung des Arsens ist belegt und unumstritten. Ebenso sind Arsenverbindungen Kandidaten unter den Krebs erzeugenden Stoffen.

Cadmium

Maximalangabe laut Liste im Antrag der GTS bei 1,2 g/kg (MVA Nürnberg). Die letale inhalative Dosis liegt bei 6 mg/m³/8h. Chronische Erkrankungen stellen sich hauptsächlich durch Degeneration der Schleimhäute des Nasen- und Rachenbereichs dar (Itai-itai-Krankheit). Chronische obstruktive Atemwegserkrankungen sowie schwere renale Schäden folgen (Nierenschäden). Bekannt sind des Weiteren Osteoporose-Erscheinungen (Knochenabbau, Skelettdeformationen) sowie Eisenmangelanämien, wodurch eine Störung der Erythrozyten (roten Blutkörperchen) vorliegt und die Aufnahme von Sauerstoff aus der Atemluft ineffektiv wird. Abschließend sei erwähnt, dass Cadmium auch Störungen des Kalzium-, Phosphat- und Vitamin-D-Stoffwechsels hervorruft.

Chrom (VI) als CrO3

Chrom wird vorwiegend als Rostschutzmittel verwendet, aber auch für die Herstellung von Batterien, Edelstählen und Holzbeizmittel eingesetzt. Die Inhalation von mehr als 2μm Cr/m³ über mehrere Stunden führt zu schweren Störungen der Nasenschleimhaut, insbesondere des Septums, zu Bronchitis sowie Asthma. Bei Aufnahme mit der Nahrung kommt es zur Ausbildung von renalen Nekrosen (= Tumore innerhalb der Niere). Bei chronischen Belastungen können Bindehautentzündungen, Gastritis (= Magenentzündungen) und eine ulzeröse Gastroenterokolitis (= Geschwür, was sich über Magen (=Gaster), Darm (=Enteron) und Colon (=Dickdarm) ausbreitet) auftreten. Weitere Symptome des hexavalenten Chroms sind Atemwegsbeschwerden, Herzversagen, Nasenbluten, Lebererkrankungen, Knochenrückbildungen und jede Art von Krebs einschließlich mutagener Effekte, d. h. die Erkrankungen werden vererbt durch initiierte Schäden an der DNA. Das Eindringen in die Zellen gelingt über den Sulfattransportweg nur dem hexavalenten Chrom, während trivalentes Chrom außen vor bleibt. Innerhalb der Zelle wird das hexavalente Chrom zuerst in pentavalentes und anschließend in trivalentes Chrom reduziert. Letzteres nimmt Einfluss auf das zelluläre Immunsystem. Das aus dem hexavalenten Chrom entstehende trivalente Chrom führt bei Einatmung zu Lungen-, Nieren- und Darmkrebs. Strontiumchromat ist die stärkste Krebs hervorrufende Verbindung des Chroms.

Medienbekannt wurde das hexavalente Chrom insbesondere durch die Vorfälle in Hinkley (Erin Brockovich), wo durch industrielle Abwässer das Grundwasser fast 6 Mal mehr hexavalentes Chrom aufwies, als die vom United States Environm. Prot. Agency vorgeschriebene Menge. Die Folge war ein erhebliches Ansteigen der Zahl der Krebskranken und Fehlgeburten.

Nickel

Fast 250 mg/kg enthalten die Filterstäube vom MHKW Wuppertal 3. Erste Krankheitssymbole, vor allem Atemwegs-Schleimhaut-Erkrankungen sind zu erkennen, wenn bei einer Untersuchung mehr als 100 μg/l im Urin nachgewiesen werden. Während teratogene Wirkungen von Nickel umstritten sind, ist die cancerogene (Krebs erzeugende) Wirkung beim Menschen unumstritten (MAK-III/1 für Stäube 0,05 mg/m³).

Quecksilber

Die MVA Weisweiler wird Filterstäube zur Verfügung stellen, die maximal 92 mg/kg Quecksilber (Hg) enthalten werden. Der MAK-Wert liegt bei 0,1 mg/m³ bei Langzeitexposition. Hg kommt in den Oxidationsstufen 0, +1 und +2 vor. Hg0 ist sehr gut membrangängig, wodurch sich die hohe Nervensystem-Toxizität erklären lässt. Organische Quecksilberverbindungen, wie das Methyl-Hg können die Blut-Liquor-Schranke (Blut-Hirn-Schranke) und die Plazentaschranke überqueren, wodurch die Hg-Belastungen sich auch auf die Hirnsituation des Föten auswirken. Basale Mechanismen sind Veränderungen an der DNA, wodurch Störungen der Proteinsynthese, der Ultrastruktur der Membranen und der Sauerstoffaffinität zum Zelltod führen.

Thallium

Über 8 mg/kg enthalten die Filterstäube aus dem MHKW Wuppertal 4. Thallium wird hauptsächlich über den Darm aufgenommen (Nahrung) und vor allem in Leber, Niere, Knochen sowie in den Haaren verteilt. Im chronischen Verlauf nehmen Polyneuropathien und Sehstörungen zu. Teratogene und mutagene Effekte sind beim Menschen nicht belegt.

Zyanide

Zyanide sind Salze der Blausäure. Alle Zyanide der Alkali- und Erdalkalimetalle sind hochgiftig und in Wasser leicht löslich (Zyankali). Die Giftigkeit dieser Salze entwickelt sich durch die Freisetzung von Blausäure bei der Reaktion mit der Salzsäure des Magens. Cyanid-Vergiftungen beruhen auf der Hemmung der Cytochrom C-Oxidase in der Atmungskette, wodurch die Zelle nicht mehr in der Lage ist Sauerstoff zu verwerten.

Diese Liste ist allerdings höchst unvollständig, sie enthält lediglich diejenigen Gifte, die in jedem Fall zu überwachen sind. Aber Verbrennungsprozesse sind chaotisch, da kann man jahrelang analysieren, ohne fertig zu werden, und vor allen Dingen, die Ergebnisse ändern sich ständig. Allein im Zigarettenrauch wurden über zehn Millionen Substanzen gefunden, die aber nur zu 20% bis 30% chemisch aufgeklärt werden konnten.

BASSERMANN: „1992 waren wir weltweit die ersten, die sich mit der komplexen Zusammensetzung solcher Verbrennungsabgase von MVAs wissenschaftlich beschäftigten. Wir staunten nicht schlecht, dass wir also eine riesige Zahl von verschiedensten Strukturen bis hin zu Phosporsäureesthern oder Weichmachern, von den Dioxinen ganz zu schweigen, vorfanden. Eine große Zahl von Substanzen also, die praktisch unverändert durch die Müllverbrennunganlage gegangen sind und dann im Abgas erschienen sind. Die Chlorchemie war fast vollständig vertreten. (...) Unsere Ergebnisse wurden drei Jahre später von Stieglitz und seinen Mitarbeitern aus Karlsruhe bestätigt. Die haben auch einige Hundert von solchen Subtanzen analysiert. Wir analysierten sie auch qualitiativ und stellten fest, dass die Zusammensetzung der Abgase sich außerordentlich schnell ändert, je nach dem, was verbrannt wird und wie die Betriebsbedingungen einer solchen Anlage sind. D.h. es gibt gar keine kontiniuerliche Abgasfahne, die man wissenschaftlich bewerten kann.

Wir mussten lernen, das es für den größten Teil der von uns analysierten Strukturen gar keine toxikologischen Daten gab. (...)

Wir wiesen PCBs nach, darunter einige Dutzende Dioxine. Wir stellten auch die Ringstrukturen zusammen, die wir selbst analysiert hatten. Das sind nur Grundstrukturen, da sitzen irgendwo noch Chlor oder Nitrogruppen oder sonstige Reste von Molekülgruppen, und niemand weiß etwas über die Toxikologie. Es gibt weder Tierversuche dazu noch Erkenntnisse beim Menschen. Dies ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt der realen Situation. Das hat uns auf die Palme getrieben und wir haben dann etliche Jahre analysiert (...)

Das Schlimme daran ist, dass in der Analytik immer nur einzelne ausgewählte von diesen einigen hunderten dioxinähnlichen Substanzen überhaupt bestimmt werden. Man leitet aber eine Bewertung des Gesamtrisikos ab. Weitere Untersuchungen zeigten uns, dass eine große Zahl von bromierten Dioxinen in sogenannten metrazyklischen Dioxinen vorkommen (Schwefelatome z.b.) Man muss mit etwa 50.000 solcher Strukturen rechnen, von denen in der Routine gerade mal eben 10 bis 15 analytisch erfasst werden - und die hoffentlich richtig. Das war das eine: Die Fragwürdigkeit einer chemischen Analytik solcher Verbrennungsabgase (ausführliche Darstellung u.a. bei BASSERMANN, http://www.total-recycling.org/giftschleudern.html.

Das Schlimmste und auch für die Problematik des Umganges mit den Filterstäuben besonders Wichtige ist jedoch, dass sich diese vielen, zumeist unbekannten, aber mehrheitlich sehr giftigen Substanzen in höheren Konzentrationen auf den Stäuben finden. Die Mengen in der Gasphase sind demgegenüber vergleichsweise gering (aber dennoch der Gesundheit höchst abträglich!).

Das gilt für die Fein- und Feinstäube, die in großer Menge über den Schornstein entweichen und direkt lungengängig sind. Sie werden überhaupt nicht auf Schadstoffbelastungen untersucht. Das gilt in gleicher Weise aber auch für die größeren Partikel, die durch Rauchgasfilter abgeschieden werden und danach irgendwo bleiben müssen...

Mehr zur Problematik der Grubenverfüllungen bei Halle ist u.a. auf folgenden Webseiten zu finden:

http://www.umweltruf.de/news/111/news3.php3?nummer=3479

http://www.umweltruf.de/news/111/news3.php3?nummer=3525

http://www.umweltruf.de/news/111/news3.php3?nummer=3557

http://www.umweltruf.de/news/111/news3.php3?nummer=3632

http://www.umweltruf.de/news/111/news3.php3?nummer=3669

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