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Deutliche Überkapazitäten bei Müllverbrennungsanlagen und Ersatzbrennstoffanlagen erwartetLudger Rethmann (Vorstandsvorsitzender REMONDIS)In einen
Brief an seine Vorstände und Geschäftsführer warnt der
Vorstandssprecher der REMONDIS AG & Co. KG vor deutlichen
Überkapazitäten. Danach sind jüngst 76 Anlagen in Betrieb
gegangen oder sind bereits über die Planungsphase heraus. Die
Gesamtkapazität beziffert Rethmann mit rund 25 Millionen Tonnen
je Jahr.
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Zusammenstellung
geplanter, entstehender und jüngst in Betrieb genommener MVA
und EBS-Anlagen: |
In Betrieb genommene, entstehende und geplante Kapazitäten im Bereich Hausmüll / Gewerbeabfall bzw. Ersatzbrennstoff in Deutschland und den Niederlanden seit 1.6.2005 |
1. Alkmaar
(Erweiterung) 180.000 Betrieb 7/05 |
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Summe : 5.435.000 |
Summe 7.770.000 |
MVA
Kapazitäten 5.435.000
EBS Kapazitäten 7.770.000
Kompostierung 4.500.000
Sperrmüllverwertung in BMK
600.000
Verwertung in Gewerbeabfallanlagen 1.000.000
Anhand der Auflistung sei deutlich zu erkennen, so Ludger Rethmann, dass es in spätestens zwei bis drei Jahren zu Überkapazitäten von mehreren Millionen Tonnen kommen wird. In der Summe handelt es sich um etwa 5,4 Millionen Tonnen Kapazitäten in MVA und knapp 7 Millionen Tonnen in EBS-Anlagen, die neu geschaffen werden. Würde nur die Hälfte dieser Projekte realisiert, wäre der Markt bereits gesättigt. Aktuelle Prognos-Studien belegen diese Entwicklung.
Ludger Rethmann, Vorstandssprecher der REMONDIS AG & Co. KG, einem der weltweit größten privaten Dienstleistungsunternehmen der Wasser- und Kreislaufwirtschaft, hat in einem internen Schreiben die Geschäftsführer und Vorstände des Unternehmens auf die bevorstehenden Überkapazitäten hingewiesen und vor den Konsequenzen gewarnt.
An die Von: Ludger Rethmann HV Lünen Lünen, 21. Juni 2006 MVA-Kapazitäten / EBS-Kapazitäten Sehr
geehrte Herren, Selbst für fragliche Projekte wurde eine Entscheidung getroffen. Oftmals durch branchenfremde Personen, die aufgrund der Energieversorgung oder durch Letter of Intents die Investition freigegeben haben. Leider haben auch Branchenkenner durch Vertragsabschlüsse dafür Sorge getragen, dass Anlagen entstehen, wie z. B. Sita in Emlichheim (bei Nordhorn). In diesem Fall wird eine neue MVA-Anlage mit einer Kapazität von 360.000 t gebaut, obschon keine Tonne im Hausmüllentsorgungsbereich in Deutschland in und um Emlichheim herum die nächsten 10 Jahre zur Vergabe ansteht. Auch die AGR hat sich für Herten 2 mit einer Kapazität von 250.000 t ausgesprochen und den Bau begonnen, obschon auch in diesem Fall keine Tonne im Kommunalen Hausmüllentsorgungsbereich akquiriert werden konnte. Ferner bleibt offen, ob die AGR die bisherigen Mengen in ihrer bestehenden Anlage bei zukünftigen Ausschreibungen noch halten kann. Darüber hinaus wurden in den Niederlanden große Anlagen in Betrieb genommen. Der frühere Restmüllexport nach Deutschland findet nicht mehr statt. Allein diese seit TASi neu in Betrieb genommenen Anlagen führen in den Niederlanden zu einem Mehr an Kapazität von 1 Mio. t, davon entfallen gut 70 % auf die Anlagen Alkmar und Amsterdam. Eine ganze Reihe von deutschen MVA-Anlagen haben genehmigungsrechtlich ihre Kapazität erweitert bzw. durch einfache Investitionen ihre Kapazität technisch erhöht. Aus diesem Grund gehen Herr Terhorst und ich davon aus, dass von den in der beiliegenden Aufstellung genannten MVA-Kapazitäten (5,4 Mio. t) realistisch gesehen 4,4 Mio. t bereits entschieden sind. Bei den
EBS-Anlagen sind unserer Meinung nach von den genannten 6,9
Mio. t bereits 4,0 Mio. t entschieden. Auch in diesem Bereich
wird es auf jeden Fall zu Überkapazitäten kommen. Bei Überkapazitäten und hohen Fixkosten wird sich der Preis an der freien Menge neu ausrichten. Da gerade im Hausmüllbereich große Mengen langfristig vergeben werden, verbleibt daher nur eine geringe freie Menge. Es ist also zu erwarten, dass sich die Überkapazitäten insbesondere auf den Gewerbeabfallmarkt auswirken werden. Darüber hinaus können durch die Osterweiterung der Europäischen Union ab 2008 spätestens 2012 Restmüll und Ersatzbrennstoff in dem einen oder anderen neuen Mitgliedsland der Europäischen Union ebenso thermisch verwertet werden. Was zu hohe Preise bei der Anlieferung langfristig gesehen bedeuten, haben wir durch den Kauf der RWE Umwelt AG bereits festgestellt. Auch bei den Biomassekraftwerken kann bereits eine Überkapazität festgestellt werden. In diesem Bereich haben bereits zwei Anlageninvestoren Insolvenz angemeldet. Ferner haben schon erste Holzlieferanten Abstandsummen in zweistelliger Höhe angeboten, um aus ihren langfristigen Anlieferverpflichtungen entlassen zu werden. Ich bin mir sicher, dass neue Anlieferungsverträge der MVA-Anlagen/EBS-Anlagen durchprozessiert werden, da branchenfremde Investoren für Kraftwerke nicht in der Lage sein werden, sich selbst Mengen zu organisieren. Auch die aktuellen ausländischen Anlageninvestitionen sowie die insbesondere in Osteuropa eingeleiteten Genehmigungsverfahren der Zementwerke, Kalkwerke, Braunkohlekraftwerke etc. sorgen dafür, dass alle in 2 – 3 Jahren die Auswirkung zu spüren bekommen. Feste Anlieferungsverträge werden dann bei Überkapazitäten zu Insolvenzen führen, sofern der Preis für die Festmenge nicht marktgerecht ist. Insofern macht es für uns Sinn, mit Dritten in den nächsten 2 - 3 Jahre Anlieferungsverträge nicht einmal zu diskutieren, sondern erst ab Ende 2008, wenn sich die Überkapazität auch auf den Preis niederschlägt. Mit
freundlichem Gruß |
Es ist unbedingt notwendig, die künftigen Kapazitätenbedürfnisse zu ermitteln, bevor weiter in neue Anlagen und Erweiterungen investiert wird.
Hilfreich dabei wäre die zügige Umsetzung der flächendeckenden Einführung der Biotonne. Hintergrund: Bioabfälle, die nicht kompostiert werden, werden in Verbrennungsanlagen behandelt. Je mehr Kommunen die Biotonne einführen, desto mehr Kapazitäten werden in den Verbrennungsanlagen frei. Die Biokompostierung ist auf Sicht günstiger als die thermische Beseitigung oder Verwertung und ökologisch sinnvoll. Daher wird sie sich ohnehin durchsetzen. Damit aber schnellstmöglich der tatsächliche Bedarf an Verbrennungskapazitäten deutlich wird, sollten die Kommunen unmittelbar nach der Sommerpause ihre Satzungen ändern und die Biokompostierung zügig flächendeckend einführen.
Offizielle
Inbetriebnahme des Biomassekraftwerks Lünen
REMONDIS
GmbH & Co. KG und STEAG Saar Energie AG am 09. Juni ihr
Biomassekraftwerk in Lünen offiziell in Betrieb genommen.
REMONDIS
investiert 150 Mio. Euro in Ostdeutschland!
Bau
einer neuen thermischen Abfallbehandlungsanlage in Staßfurt in
Sachsen-Anhalt
Prognos-Studien:
TA
Siedlungsabfall und Ablagerungsverordnung - Investitionen und
geschaffene Arbeitsplätze
Die
Technische Anleitung Siedlungsabfall (TASi) aus dem Jahr 1993 und
die Abfallablagerungsverordnung (AbfAblV) vom März 2001 bewirken
bis Mitte 2005 und darüber hinaus eine Reihe von
abfallwirtschaftlichen Veränderungen, die Investitionen in neue
Anlagen auslösen und Auswirkungen im Bereich der
Arbeitsplatzeffekte zeigen. Die Prognos-Studie "Analyse und
Darstellung der durch die TA Siedlungsabfall und die
Ablagerungsverordnung ausgelösten Investitionen sowie
Arbeitsplatzeffekte" stellt die Veränderungen im Detail
dar.
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Endbericht
Mit
dem aktuellen Branchenreport
Entsorgungswirtschaft hat
die Prognos AG zum dritten Mal Abfallaufkommen, Entsorgungswege
und -anlagen deutschlandweit analysiert. Auf Basis von regional
differenzierten Prognosen und Analysen bis auf die Ebene der
Kreise und kreisfreien Städte beleuchtet der Report die künftige
Entwicklung der deutschen Entsorgungsmärkte bis ins Jahr 2012.
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lesen
Links
zu (kostenpflichtigen) Fachbeiträgen:
Entwicklungen
der Thermischen Abfallbehandlung
2011