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Dienstag 15 Februar 2011
Ein "Schweizer Taschenmessser" für die Kreislaufwirtschaft
Die Schweiz gilt als rohstoffarmes Land. Doch der Kanton Zürich ist reicher an edlen Metallen und wertvollen Baustoffen als manches Abbaugebiet in fernen Ländern. «Urban Mining» heisst das Zauberwort. Gemeint ist damit, die Rohstoffe der Zukunft den Hinterlassenschaften unserer Konsumgesellschaft zu entnehmen, anstatt sie zu deponieren. So werden im Kanton Zürich laufend neue Rohstoffquellen entdeckt. Es sind die Konsumgüter, Bauten, Geräte und Installationen, die uns täglich umgeben. In ihnen Ressourcen zu sehen, ist das Resultat einer veränderten Wahrnehmung.
Die Umwelt und die Wirtschaftlichkeit im Auge
Diese Wahrnehmung prägt die Massnahmenplanung zur Abfall- und Ressourcenwirtschaft des Kantons Zürich für die Jahre 2011 bis 2014. Was einst mit der Abfalltrennung begann, soll über eine Vielzahl von Schritten schliesslich zu geschlossenen Stoffkreisläufen führen. Neben der Rückgewinnung bisher ungenutzter Rohstoffe sind weitere Ziele der Zürcher Abfall- und Ressourcenwirtschaft eine möglichst hohe Öko- und Energieeffizienz, ausreichende Entsorgungskapazitäten und der Schutz von Mensch und Umwelt.
Häuser rezyklieren – Starthilfe für einen neuen Trend
Aufgrund der hohen Bautätigkeit fallen im Kanton Zürich zunehmend Reststoffe aus dem Abbruch von Gebäuden an. Diese Reststoffe bilden ein wertvolles Ausgangsmaterial für die Herstellung neuer Baustoffe. Ihre Rückgewinnung schont nicht nur Ressourcen, sondern auch den beschränkten Deponieraum im Kanton. Neu verfügt die kantonale Baudirektion über ein Berechnungsmodell, mit dem sich der mittel- und langfristige Anfall der verschiedenen Materialien prognostizieren lässt. Der Kanton Zürich hat zudem erhoben, wie gross das Potenzial der rezyklierten Materialien als Baustoffe für den Tief- und Hochbau ist und setzt sich dafür ein, dass sie vermehrt zum Einsatz kommen. Das von der Baudirektion dafür initiierte Projekt «Kies für Generationen» soll sich in der kommenden Planungsperiode verselbstständigen, also ganz durch die Wirtschaft übernommen werden.
Bei den eigenen Bauten setzt die Baudirektion Kanton Zürich heute zunehmend Rückbaustoffe ein. Sie bekennt sich damit zur Kreislaufwirtschaft und beweist, dass die neu gewonnen Baumaterialien den heutigen, hohen Ansprüchen genügen. Ein Beispiel dafür ist das Gebäude der neuen Kleintierklinik der Universität Zürich.
Auf der Suche nach Metallvorkommen im Zürcher Oberland
Auch die Verbrennungsrückstände, welche täglich in den Kehrichtverwertungsanlagen (KVA) anfallen, enthalten bisher ungenutzte, wertvolle Substanzen. Ihre Rückgewinnung und Wiederverwendung schont beschränkte Ressourcen und reduziert Umweltbeeinträchtigungen bei der Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen. Wertvolle Grundlagenarbeit dafür leistet das Zentrum für nachhaltige Abfall- und Ressourcenbewirtschaftung ZAR, das mit Hilfe der Baudirektion seit Mitte 2010 in der Kehrichtverwertung Zürcher Oberland (KEZO) in Hinwil operativ ist. Praxisnah entwickelt man dort technische Verfahren zur Rückgewinnung von Eisen, Kupfer und Aluminium sowie von Glas und Keramik aus der KVA-Schlacke. Was nicht verwertet wird, soll künftig nachsorgefrei lagerbar sein und zugänglich bleiben, um der Schlacke eventuell später mit neuen Verfahren weitere Wertstoffe entnehmen zu können. Die am ZAR gewonnenen Erkenntnisse sollen auch auf die weiteren KVA im Kanton Zürich übertragen werden.
Selbstversorger beim landwirtschaftlichen Dünger werden
Phosphor ist als wichtiger Bestandteil des landwirtschaftlichen Düngers für die Nahrungsmittelproduktion unerlässlich. Der schweizerische Klärschlamm enthält etwa die gleiche Menge Phosphor, die wir als Mineraldünger für die Landwirtschaft jedes Jahr importieren. Ziel der kantonalen Ressourcenpolitik ist es, den Phosphor aus dem Klärschlamm zurückzugewinnen und ihn der Landwirtschaft als Dünger zur Verfügung zu stellen. Im Kanton Zürich soll dafür bis Mitte 2015 eine zentrale Anlage zur Behandlung des Klärschlamms erstellt werden, die die spätere Rückgewinnung von Phosphor möglich macht.
Trennen und Sammeln weiterhin zentral
Bei den täglichen Abfällen bleibt das bewährte Trennen und Sammeln trotz neuer Rückgewinnungsmethoden das A und O. Der Massnahmenplan sieht vor, die heutigen, auf hohem Niveau angelangten Abläufe im Recycling weiter zu verbessern. Beim Sammeln, Verwerten, Behandeln und Entsorgen von Abfällen kommt den Gemeinden eine weiterhin wichtige Funktion zu. Das Amt für Abfall, Wasser, Energie und und Luft (AWEL) unterstützt sie dabei bestmöglich. Es gilt, die Sammlung von Kehricht und Separatabfällen zu optimieren, die Abfallkosten durch Benchmarking zu kontrollieren und durch die Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden zu reduzieren.
Den rechtlichen Rahmen dem technischen Fortschritt anpassen
Im Zusammenhang mit Urban Mining entstehen laufend umweltfreundlichere und wirtschaftlichere Verfahren zur Abfallbehandlung mit verbesserter Ressourcennutzung. Die Baudirektion strebt an, dem jeweiligen Stand der Technik in allen wichtigen Bereichen der Abfallwirtschaft zum Durchbruch zu verhelfen. Sie führt dazu Erhebungen durch und macht diese öffentlich zugänglich. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sollen kontinuierlich den neusten Erkenntnissen angepasst werden.
Der Massnahmenplan zur Abfall- und Ressourcenwirtschaft ist eng mit den weiteren Massnahmenplänen des AWEL in den Bereichen Energie, Wasser und Lufthygiene abgestimmt, was eine hohe Wirksamkeit der umwelttechnischen Vorkehrungen im Kanton Zürich gewährleistet.
Massnahmenplan zur Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2011 bis 2014, veröffentlicht am 11.2.2010. Text übernommen aus dem europaticker vom 2011-02-14
Und wann folgt Mecklenburg-Vorpommern? Wieder einmal 50 Jahre später? Die Parteien basteln an ihren Wahlprogrammen für die Landtagswahl in diesem Jahr. Abschreiben, Leute, hemmungslos abschreiben - es geht um Wertschöpfung, Arbeitsplätze, mehr Steuereinnahmen und um eine sauberere Umwelt (ohne Müllverbrennung)!
Edited on: Donnerstag 17 März 2011 18:56
Categories: Abfallvermeidung, Müllverbrennung, Recycling, Rohstoffe
Montag 07 Februar 2011
Ganz tief durchatmen!
In der Schweriner Volkszeitung erschien heute ein Artikel mit dem Titel "Durchatmen: Unsere Luft ist Spitze" (http://www.svz.de/nachrichten/home/top-thema/article/1715/durchatmen-unsere-luft-ist-spitze.html bzw. auf den Lokalseiten Parchim und Sternberg).
Mein Leserbrief dazu lautet wie folgt:
Spitze unter noch schlechteren
RELATIV bewertet stimmen die Aussagen, sofern sie sich auf überhaupt gemessene Werte beziehen. Denn viele in der Luft vorhandene Schadstoffe WERDEN ÜBERHAUPT NICHT GEMESSEN, beispielsweise Dioxine. Aber auch die Lebern hiesiger Schafe enthalten unvertretbar hohe Dioxinkonzentrationen... (Da kam ein Wanderer des Wegs und sachte, "deshalb messen die ja auch nicht die Dioxinbelastung der Luft").
Weiterhin findet sich auf der Webseite des LUNG (www.lung.mv-regierung.de) überhaupt noch kein Jahresbericht für 2010!
Merke: Wirklich gute Nachrichten kommen durch Weglassen unerfreulicher Informationen zustande. Das gilt für Afghanistan wie für die einheimische Luftqualität.
Besonders deutlich wird die Vorgehensweise bei der Luftbelastungsüberwachung einer Müllverbrennungsanlage, wie sie beispielsweise in Rostock steht. Dioxin muss nur einmal im Jahr gemessen werden und der Messtrupp muss sich vorher ankündigen. Was an allen anderen Tagen ausgestoßen wird, interessiert keinen der Verantwortlichen, keinen Arzt, keine Krankenkasse und auch kaum einen Bürger. Dabei verweht das Zeug wie andere emittierte Giftstoffe über viele hundert Kilometer (siehe Schafslebern).
Durchatmen!
Edited on: Montag 07 Februar 2011 19:05
Categories: Feinstaub, Gesundheit, Luftbelastung, Müllverbrennung
Mittwoch 02 Februar 2011
Zu hohe Müllgebühren!
In Hamburg sollen die Müllgebühren um bis zu 25 % sinken, wenn man konsequent trennt. In Rostock wird konsequent getrennt und trotzdem zahlt ein Zwei-Personen-Haushalt, der so wenig Müll wie möglich produziert, über 150 € pro Jahr!
Dabei ist die gelbe Tonne schon über den Kauf von Produkten bezahlt, ihre Abfuhr kostet nichts.
Der Inhalt der blauen Tonne bringt richtig Geld (vielerorts streiten sich die Entsorger heftig darum, wer das Papier einsammeln darf), aber davon hat der Bürger als Lieferant des Papiers leider nur, dass er für die blaue Tonne nicht auch noch bezahlen muss. Von einer Anrechnung der Erlöse beim Altpapier auf die Entsorgungskosten für die graue Tonne ist in Rostock nichts zu hören (in anderen Gemeinden ist das selbstverständlich und transparent nachvollziehbar).
Eine (kleine) braune Tonne kostet mindestens gut 60 € pro Jahr. Dabei wird der Inhalt verwertet und bringt als Biogas und Kompost Einnahmen. Die Bürger aber stellen das Ausgangsmaterial kostenlos zur Verfügung und müssen dafür noch löhnen.
Eine kleine graue Restmülltonne kostet selbst bei nur zweiwöchiger Leerung über 90 € pro Jahr, auch dann, wenn sie weitgehend leer bleibt. Wer nicht ordentlich trennt und alles in die graue Tonne haut, zahlt den gleichen Preis!
Das alles ist sehr unvernünftig und viel zu teuer. Durch die angestrebten Veränderungen bei den Eigentumsstrukturen (Abfuhr rein kommunal, Verwertung rein privat) kann es nur noch schlimmer kommen.
Leserbrief in der OZ vom 2.2.2011 anlässlich der Bürgerschaftssitzung am gleichen Tag
Edited on: Mittwoch 02 Februar 2011 14:32
Categories: Müllgebühren, Recycling
Dienstag 01 Februar 2011
Moderne Abfallwirtschaft in Hamburg: Recyceln statt verbrennen
Stadtreinigung Hamburg (SRH) und Abfallwirtschaft Südholstein wollen mehr Verwertung, weniger Verbrennung:
Kommunen kündigen ihre Verträge mit der E.on Abfallverbrennungsanlage Stapelfeld
Die Stadtreinigung Hamburg (SRH) hat den seit Anfang der 80er Jahre bestehenden Entsorgungsvertrag mit der Abfallverbrennungsanlage Stapelfeld fristgerecht zum 31.12.2016 gekündigt. Im Rahmen des Vertrags zwischen der E.ON Energy from Waste Stapelfeld GmbH und der Stadtreinigung Hamburg kann die SRH jährlich 200.000 Tonnen (t) Abfall in der Anlage in Stapelfeld thermisch behandeln lassen. Auch die Abfallwirtschaft Südholstein, die die Müllentsorgung für die beiden Kreise Stormarn und Lauenburg organisiert, hat ihren Stapelfeld-Vertrag gekündigt.
Grund der Kündigungen ist, dass die SRH die Handlungsoptionen für eine verstärkte stoffliche Verwertung von Hamburger Hausmüll verbessern möchte. Der von der SRH geplante Ausbau der stofflichen Verwertung getrennt gesammelter Abfallfraktionen aus Hamburger Haushalten erfordert mittel- und langfristig weniger Behandlungskapazität in Müllverbrennungsanlagen. Für Haushalte, die eine grüne Biotonne, eine blaue Papiertonne und die gelbe Wertstofftonne nutzen, sinken die Müllgebühren um bis zu 25 Prozent.
Die E.ON Energy from Waste Stapelfeld GmbH war bislang ein wichtiger Baustein der Abfallentsorgung in Hamburg und im Süd-Osten von Schleswig-Holstein. Gegründet wurde die Anlage 1973 von den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg sowie der Freien und Hansestadt Hamburg als Müllverbrennungsanlage Stapelfeld GmbH. Errichtet wurde die Anlage mit einer Kapazität von 260.000 t/a in den Jahren 1977/78; 1979 ging sie in Betrieb. Im Jahr 1997 wurde die Kapazität der Anlage durch Umbau auf 350.000 t/a erhöht.
Erschienen am: 2011-01-27 im europaticker, gekürzt.
Die "Rostocker Initiative für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft und gegen Müllverbrennung" hat die vorstehende Nachricht an die lokale Presse und vor allem an die Abgeordneten der Rostocker Bürgerschaft gemailt mit der dringlichen Bitte, "die Stadt Rostock hat es JETZT in der Hand, umzusteuern. BITTE NUTZEN SIE DIESE CHANCE!"