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Montag 02 August 2010
Zahlen die Rostocker beim Müll drauf?
Liebe Mitglieder, Einwender, Mitstreiter, Freunde und Sympathisanten,
der OZ-Artikel "Initiative übt Kritik: Zahlen Rostocker beim Müll drauf?" vom 29.07.2010 startet mit der Aussage "Auch beim neuen Müllvertrag der Stadt müssten die Bürger draufzahlen, kritisiert eine Initiative. Experten sehen das anders". Dieser Satz ist für mein Verständnis doppelt unfair (frech?):
- die "eine Initiative" hat einen Namen, den die OZ aber unterschlägt (im nachfolgenden Text ist dann zwar an einer Stelle von der "Initiative gegen Müllverbrennung" die Rede, aber das macht es auch nicht besser: Der entscheidende Teil unseres Namens - für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft - wird weggelassen!),
- es wird ein Antagonismus zwischen Initiative und Experten behauptet. Das kann nur bedeuten, dass die Initiative über unzureichende Kenntnisse verfügt. Eine ziemlich dreiste Unterstellung!
Ein Leserbrief von mir wurde diesbezüglich zensiert (siehe Anhang). Der erste, kursiv markierte Absatz fehlt im OZ-Leserbriefforum. Auch die Strukturierung durch Absätze fehlt bei der OZ, was den Text etwas wuschig erscheinen läßt).
Aus diesem Anlass bitte ich Euch / Sie nochmals, sich ihrerseits zu Wort zu melden. Je mehr von Euch / Ihnen schreiben, desto mehr sollte trotz Zensur übrig bleiben.
Mit freundlichen Grüßen
Anhang: Der vorstehend erwähnte Leserbrief mit dem von der OZ weggelassenen (nachstehend kursiv gekennzeichneten) Absatz.
Zahlen die Rostocker beim Müll drauf?
„Experten sehen das anders“, schreibt die OZ. Aha: Bei der Rostocker Initiative für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft und gegen Müllverbrennung e.V. gibt es also keine Experten. Will die OZ uns Lesern suggerieren. Die Inhalte der Initiativen-Webseite www.rostock-mva.de hingegen belegen den Kenntnisreichtum des Vereins.
Schon heute kämpfen die Recycler gegen den Unsinn des Verbrennens, aber sie verlieren – unter anderem wegen der langfristigen Lieferverträge für die Müllverbrenner. Recycling ist schon heute kostengünstiger (klimafreundlicher ohnehin) als Verbrennung und könnte die Müllgebühren deutlich sinken lassen. Wenn man sich nicht auf 15 Jahre und mehr an einen Entsorger bindet! Wenn man der EVG nicht selbst dann noch „Schadenersatz“ zahlen will, wenn sie die neue Ausschreibung gewinnt! Wenn man überhaupt von „Schadenersatz“ spricht, obwohl doch die Vergabe ohne europaweite Ausschreibung gegen geltendes Recht verstieß. Wenn man die neue Ausschreibung an der Bürgerschaft vorbei so veröffentlicht, dass Abfallwirtschaftsbetriebe mit intensivem Recyclingengagement keine Chance bekommen, den Zuschlag zu erhalten.
Prof. Nelles verhuschelt die Dinge nicht zum ersten Mal. Aktuelle Tiefpreise für zu verbrennenden Müll gibt es nur auf dem freien Markt und nicht dort, wo langfristige Verträge abgeschlossen wurden. Was bekommt denn Vattenfall für den Müll, der zur zur Verbrennung frei Haus angeliefert wird? Auf diese Frage gibt es keine Antwort, weder vom Umweltsenator (dessen Amtsbereich die Gebühren eintreibt und weiterleitet und der wissen sollte, auf welcher Grundlage diese Gebühren berechnet wurden) noch von der EVG und auch nicht von Vattenfall. Informationsfreiheits- und Umweltinformationsgesetz? Denkste!
Ganz daneben ist das Nelles-Argument, eine anderweitige Entsorgung wäre ökologisch fragwürdig, weil der Müll dann über weite Strecken transportiert werden müßte. Muß er eben nicht! Hier in Rostock sollten Recyclingkapazitäten geschaffen werden. Das bringt Arbeitsplätze, schafft Mehrwert und verringert die Luftbelastung gleich doppelt: Zum einen, weil die Verbrennung entfällt, zum anderen, weil beim Recyceln (bei gleicher Endqualität) weniger Energie gebraucht wird als bei der Erstherstellung des gleichen Materials. „Die Gebühren sind nicht zu hoch“, sagt Prof. Nelles. Das mag aus der Sicht eines Professorengehaltes zutreffen. Die Mehrheit der Rostocker Bürger hingegen würde eine Gebührenentlastung gut vertragen. Schließlich können nicht alle ins Umland ziehen, auch wenn in den benachbarten Landkreisen die Müllgebühren deutlich niedriger sind. Trotz eines höheren Transportaufwandes beim Einsammeln. Aber „Experten“ haben eben einen anderen Blickwinkel.